Herausragende Fotografinnen des 20. Jahrhunderts
Berenice Abbott, Merry Alpern, Diane Arbus, Elinor Carucci, Nan
Goldin, Annette von Keudell, Germaine Krull, Dorothea Lange, Vivian Maier,
Inge Morath, Ruth Orkin, Rosemarie Pierer, Dayanita Singh und Karin Székessy.
Wir sehen nur, was für uns von Bedeutung ist, wir wählen aus. Wir verhindern so eine Überfütterung durch redundantes Material. […] Sehen ist eine Anstrengung. – Otl Aicher
Bilder sind es, die einen Moment, ein Jahrzehnt oder sogar ein Jahrhundert dokumentieren sowie definieren können. Sie bleiben im Gedächtnis und platzieren sich an die Stelle banaler oder auch hochkomplexer Ereignisse. Doch wie schaffen es diese Bilder, uns in ihren Inhalten gefangen und einzunehmen? Entsteht Relevanz & Wertigkeit nur dort, wo unsere Augen das ausmachen, was unser ausgebildetes und ebenso erlerntes Interesse an Bekanntem erregt? Sehen wir nur dort, wo wir glauben, dass das, was wir sehen, auch in unser Portfolio an Bekanntem einzuordnen ist? Und ist unsere Erwartungshaltung das, was neuem Interesse den Eintritt verwehrt? Die Geschichte der Fotografie ist eine Geschichte des Erkennens. Konfrontiert mit der Gesamtheit der persönlichen Realität, lag es stets bei den Ausführenden, die den Fotoapparat bedienten, den Rahmen um die sie umgebende Gesamtheit zu entwerfen. Die dabei entstandenen Bilder wurden zu fotografischen Dokumenten ihrer Zeit und bisweilen zu Kunst. Doch welche Bilder fielen dabei in den Fokus des vergangenen sowie gegenwärtigen Publikums? Welches Interesse wurden durch die Bilder geweckt und welche Bilder fielen gegebenenfalls der Selektion im Zuge des angestrengten Sehens zum Opfer?
Die Ausstellung #womenphotographer Vol. I – Herausragende Fotografinnen des 20. Jahrhunderts löst den Blick von eingegrenzten Erschließungsparadigmen der Vergangenheit. Denn waren es meist die Bilder der Männer, die einen fotografischen Blick der jeweiligen Zeit definierten, so wurde in dieser einseitigen Betrachtung der essenzielle Faktor des weiblichen Blickes durch den Sucher der Kamera bisweilen übersehen. Wie sahen die Frauen des 20. Jahrhunderts ihre sie umgebende Realität? Welche Sujets weckten ihr Interesse? Und was wurde zu fotografisch geschaffenen Bildern gemacht, was die Männer gänzlich übersehen hatten? Das Medium der Fotografie ist im 20. Jahrhundert im Olymp der Kunst angekommen. Doch sind es meist die männlichen Schaffenden und ihre Werke, die innerhalb dieser Neupositionierung an der Spitze mit Relevanz & Wertigkeit in den Blick genommen worden sind. Erst durch die heutige Neufokussierung auf den bis jetzt gering betrachtenden Bereich der agierenden Fotografinnen dieses Jahrhunderts wird jedoch das Ausmaß der Möglichkeiten der auswählenden und rahmenden Fähigkeiten der Fotografie erkenntlich.
Die Galerie Ahlers schafft mit der Ausstellung #womenphotographer Vol. I – Herausragende Fotografinnen des 20. Jahrhunderts diese Möglichkeit des Austausches und ermöglicht es, den eigenen Blick von Bekanntem zu lösen und für Neues zu öffnen.